Warum „The Elder Scrolls IV: Oblivion“ mein Leben  verändert hat
Warum „The Elder Scrolls IV: Oblivion“ mein Leben  verändert hat

Warum „The Elder Scrolls IV: Oblivion“ mein Leben verändert hat

Veröffentlicht am 
04
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2025
Warum „The Elder Scrolls IV: Oblivion“ mein Leben  verändert hat
Warum „The Elder Scrolls IV: Oblivion“ mein Leben verändert hat

Die The Elder Scrolls-Reihe gibt es schon ziemlich lange – genauer gesagt seit 1994 – und damit ist sie nur ein Jahr jünger als ich. Doch obwohl ich als Kind in den 90er-Jahren bereits Spiele wie Duke Nukem 3D, MDK, Dark Project: Der Meisterdieb oder RollerCoaster Tycoon spielte, ging diese Reihe komplett an mir vorbei. Das lag vermutlich daran, dass der Fokus in unserem Kinderzimmer – welches ich mir mit meinen beiden Brüdern teilte, die acht und elf Jahre älter sind als ich – eher auf Konsolen-Gezocke lag.Dementsprechend bin ich nicht nur mit dem Super Nintendo, sondern auch mit Sonys PlayStation und dem Sega Dreamcast aufgewachsen. Dadurch lernte ich viele Klassiker kennen, doch The Elder Scrolls blieb mir lange fremd. Selbst als The Elder Scrolls III: Morrowind am 1. Mai 2002 erschien, bekam ich absolut Nichts davon mit – was eventuell daran lag, dass ich zu diesem Zeitpunkt gerade einmal neun Jahre alt war.

Ein kurzer Einblick in "The Elder Scrolls IV: Oblivion"

Mein erster Eindruck

Die The Elder Scrolls-Reihe gibt es schon ziemlich lange – genauer gesagt seit 1994 – und damit ist sie nur ein Jahr jünger als ich. Doch obwohl ich als Kind in den 90er-Jahren bereits Spiele wie Duke Nukem 3D, MDK, Dark Project: Der Meisterdieb oder RollerCoaster Tycoon spielte, ging diese Reihe komplett an mir vorbei. Das lag vermutlich daran, dass der Fokus in unserem Kinderzimmer – welches ich mir mit meinen beiden Brüdern teilte, die acht und elf Jahre älter sind als ich – eher auf Konsolen-Gezocke lag.

Dementsprechend bin ich nicht nur mit dem Super Nintendo, sondern auch mit Sonys PlayStation und dem Sega Dreamcast aufgewachsen. Dadurch lernte ich viele Klassiker kennen, doch The Elder Scrolls blieb mir lange fremd. Selbst als The Elder Scrolls III: Morrowind am 1. Mai 2002 erschien, bekam ich absolut Nichts davon mit – was eventuell daran lag, dass ich zu diesem Zeitpunkt gerade einmal neun Jahre alt war.

Spulen wir die Zeit ein wenig vor – ins Jahr 2006. Die Xbox 360 sicherte sich einen festen Platz auf dem Markt und erfreute sich großer Beliebtheit und am 20. März passierte es: The Elder Scrolls IV: Oblivion erblickte das Licht der Welt. Warum genau dieses Spiel mein Leben veränderte, beleuchte ich in dieser Kolumne. Dabei will ich gar nicht jedes kleine Detail des Spiels analysieren, sondern vielmehr erklären, warum es auf mich, als jungen Videospiel-Enthusiasten, einen so massiven Einfluss hatte.

Dabei ging der neue Titel der Bethesda Game Studios zunächst komplett an mir vorbei. Erst ein Jahr später legte mein bester Kumpel Justin sich eine Xbox 360 zu und legte damit den Grundstein für meine Oblivion-Liebe. Dieser Tag begann mit einem Anruf, der in etwa so ablief:

Junge, bist du Zuhause? Weil…, Alter. Du hast wirklich absolut keine Ahnung, was hier gerade abgeht. Ich habe heute morgen das erste Mal Oblivion gestartet und komme hier gerade wirklich gar nicht klar. Die Grafik, die Welt – und was du alles machen kannst, ich checks nicht, das ist zu heftig. Ich muss gleich safe zu dir rumkommen und dir das zeigen.“, Justin klang wahnsinnig euphorisch, während er als 14 Jahre alter Metal-Head urplötzlich mit seiner Xbox 360 über den Spielplatz rannte, um sie kurzerhand bei mir am alten Röhrenfernseher anzuschließen.

Zu diesem Zeitpunkt atmeten meine Lungen PlayStation 2 und meine Aufmerksamkeit teilten sich Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty und Tony Hawk’s  Project 8. Meine Erfahrung mit der Xbox 360 war wie mein Liebesleben: Nicht vorhanden. Doch dann passierte es: Wir ballerten das Scart-Kabel in den Fernseher und starteten die Xbox 360. Plötzlich leuchtete mir der brachiale Startmenü-Screen ins Gesicht, während die imposanten Klänge von Jeremy Soule in die Ohren schleuderten.

Als Justin dann auf „Fortsetzen“ klickte, konnte ich meinen eigenen Augen nicht trauen. Eine unendliche Weite. Die Kamera schwenkte langsam über eine hügelige Landschaft, das Sonnenlicht brach sich an den Baumkronen, während ein sanfter Wind durch die Gräser strich. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Diese Welt war nicht einfach nur ein statischer Hintergrund wie in vielen anderen Spielen – sie lebte, atmete und wirkte greifbar. Ich saß einfach nur da, mit offenem Mund, während Justin seinen Charakter durch die weiten Felder Cyrodiils bewegte. Es war das erste Mal, dass ich bewusst mit den Möglichkeiten der Shader 3.0-Technologie konfrontiert wurde. In der PlayStation 2-Ära waren Texturen oft flach, Lichtberechnungen simpel und Wasseroberflächen wirkten statisch. Aber hier? Hier reflektierte jede Welle des Wassers das Licht realistisch, die Tiefenwirkung durch Normal-Mapping ließ Felsen und Rüstungen plastisch wirken, und das Bump-Mapping verstärkte kleinste Details in Holz, Stein und Metall. Besonders krass war das Licht. Die High Dynamic Range (HDR) Lighting-Effekte sorgten dafür, dass Sonnenstrahlen nicht einfach nur helle Flecken waren – sie blendeten tatsächlich, wenn man aus einem dunklen Dungeon heraus ins Freie trat. Die Welt hatte plötzlich Tiefe, Kontrast und eine Atmosphäre, die ich so noch nie erlebt hatte. Ich wusste sofort, dass ich in diese Welt eintauchen will. Bis ich es selbst spielen konnte, sollte es allerdings noch ein bisschen dauern.

Mein eigenes „The Elder Scrolls IV: Oblivion“

Zeitsprung. 2007 wurde ich endlich 14 Jahre alt. Die Welt gehörte mir - Oblivion allerdings noch nicht. Und weil ich Bock auf einen eigenen „Gaming-PC“ hatte, hatte ich auch Bock auf (m)eine Konfirmation. Das erklärte Ziel: Konfirmationsunterricht hinter mich bringen, den lieben Gott huldigen, Konfirmation feiern und durch meinen exorbitant großen Verwandtenkreis genug Konfirmationsgeld einsacken, um mir endlich einen PC zu kaufen. An der Stelle: Danke, Jesus. Der PC, haltet eure Schlüpfer fest, hatte saftige 1 GB Arbeitsspeicher, eine GeForce 7600GT und einen Dual-Core-Prozessor. Das heißt, dass Einsteigerhandys vom Discounter heute mehr können als das Prachtstück damals. Aber egal, denn dieser PC war mein Ein und Alles, mein Fahrschein zum Oblivion-Glück.

Dementsprechend saß ich in meinem warmen Zimmer. Ich muss dazu sagen, dass 2007 das Jahr war, wo meine beiden Brüder nicht mehr bei uns gewohnt haben und ich das erste Mal behaupten konnte: Ich habe mein eigenes Kinderzimmer – und meinen eigenen PC.

Was hatten Sommer-Ferien und die Zeugen Jehovas gemein? Beide standen vor der Tür. Im Gegensatz zu den Zeugen waren die Sommer-Ferien gern gesehene Gäste. Lasst uns daher folgende mathematische Formel durchgehen: Eigenes Kinderzimmer + eigener PC + The Elder Scrolls IV: Oblivion + Sommer-Ferien = Glücklicher Christopher.

Ab sofort spielte sich mein Leben in 1280x1024 Pixeln auf meinem Flatscreen-Monitor ab. Es hieß: Alle Regler hoch, butterweiche 60 Bilder pro Sekunde und auf nach Tamriel  – meine neue Heimat! Ich startete ein neues Spiel und wurde direkt in den düsteren, modrigen Kerker der Kaiserstadt geworfen. Das Rauschen des Wassers in den Kanalisationen, das leise Tropfen irgendwo in der Dunkelheit – alles wirkte so unerforscht und atmosphärisch. Und dann das Charakter-Menü: Noch nie hatte ich so viele Möglichkeiten meinen virtuelles Ebenbild zu schaffen. Ich nahm mir Zeit, feilte an jedem Detail, wählte das Volk, die Klasse, das Sternzeichen – das alles fühlte sich nicht wie ein simpler „Start“-Button an, sondern wie der Beginn einer echten Reise. Kaiser Uriel Septim VII. besuchte mich in der Gefangenenzelle und von Sekunde Eins versank ich in dieser prächtigen Welt. Noch immer überfährt mich Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie ich das erste Mal den Ausgang aus der Kanalisation sah - ein Moment, der sich allen Oblivion-Spielenden sicherlich einbrannte. Die schwere Steintür öffnete sich, blendendes Sonnenlicht flutete den Tunnel, und dann stand ich da – an den Ufern des Lake Rumare. Ein sanfter Wind wehte durch die Bäume, das Wasser glitzerte unter der strahlenden Sonne, in der Ferne sah ich die gewaltige Kaiserstadt. Es war, als hätte jemand die Tür zu einer völlig neuen Dimension aufgestoßen.

Eine Zeit, die es so für mich nicht noch einmal geben kann

In den vergangenen 20 Jahren machte ich mir viele Gedanken um dieses Spiel. Warum zeigte mein Spielstand Eintausendzweihundertsechsundsiebzig Stunden und Vierunddreißig Minuten an? Warum habe ich sieben Wochen lang nicht geduscht, nur um nerviges Nirnwurz zu sammeln? Warum schreibe ich gerade einen über 2700-Wörter-Blog-Beitrag für radionukular.de? Die Antwort scheint simpel: Videospiele waren unschuldiger und der technische Sprung von Titel zu Titel relevanter. Wir reden von einer Zeit, in der die neuesten Veröffentlichungen nicht nur einen Klick entfernt waren, sondern mühsam von CD installiert werden mussten. Es gab – zumindest für mich – noch keinen Einblick in Wertungen oder Tests. Ich wusste nicht, welche Spiele „Must-Plays“ waren oder welche von der Presse zerrissen wurden. Es galt: Bauchgefühl, Empfehlung von Freunden oder geiles Cover. Mehr Kriterien wären verschwendete Lebenszeit. Es war eine Zeit, in der Gaming für viele noch ein Hobby war, das nicht von Trends oder Metascores dominiert wurde. Heute kann ich mir kaum vorstellen, ein Spiel zu kaufen, ohne vorher unzählige Reviews, Reddit-Diskussionen oder technische Analysen zu durchforsten. Aber damals? Damals ließ ich mich einfach auf ein Spiel ein, ohne Erwartungen, ohne den ständigen Vergleich mit anderen Titeln. Und versteht mich an der Stelle bitte nicht falsch: Ich liebe heutzutage wirklich fast alles an Videospielen – ich würde sogar fast behaupten, dass Videospiele selten so gut waren, wie sie es heute sind, wenn ich an Titel denke wie Elden Ring, Baldur’s Gate 3, The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom oder Astro Bot. Doch für mich, für meine eigene kleine Welt und mein 14-jähriges Dasein war The Elder Scrolls IV: Oblivion eine ganz eigene, sehr persönliche Erfahrung.

Das Spiel erinnert mich immer daran, wie ich abends in meinem Kinderzimmer vor dem PC saß, während draußen in der Siedlung, in der meine Eltern heute noch wohnen, um 17:30 Uhr an einem Sommerabend ein paar Kinder auf dem Spielplatz Fußball spielten und der Duft von Gegrilltem in der Luft lag. Mein Fenster stand offen, doch das Rollo war zur Hälfte heruntergelassen. Gleichzeitig leuchtete ein wahnsinnig gemütliches, warmes Licht in meinem Zimmer. Währenddessen war mein Vater unterwegs, um noch ein paar Einkäufe zu erledigen, unterdessen bereitete meine Mutter langsam das Abendessen zu – wie immer samstags gab es bei uns Pommes und Schnitzel. Diese ganze Konstellation fühlte sich einfach unfassbar vertraut an.

Jetzt fehlte nur noch eine Schachtel Pringles und ein ganzer verdammter Liter Cola und ich war der glücklichste Junge in ganz Dortmund. Ich saß also ganz nah an meinem Monitor und reitete mit meinem Pferd durch Cyrodiil, während ich zu Beginn gar nicht wusste, was ich zuerst machte, doch Justin hat mir immer gesagt: „Junge, wenn du das Spiel anfängst, lass die Hauptquest am besten erst liegen und mach irgendeine „Gilde“, weil das Spiel zwingt dich quasi nicht, instant die Hauptquest anzufangen und das ist halt ultra geil einfach“.

Das Besondere an The Elder Scrolls IV: Oblivion war, dass man verschiedenen Gilden beitreten konnte, die jeweils eigene Questreihen und Belohnungen boten. Die Kämpfergilde war ideal für Söldner und Krieger, während die Magiergilde angehenden Zauberern Zugang zur Arkanen Universität verschaffte. Die Diebesgilde operierte im Verborgenen und bot lukrative Heist-Missionen, während die Dunkle Bruderschaft eine düstere, aber fesselnde Geschichte rund um Assassinen erzählte. Jede Gilde hatte ihre eigenen Regeln, Ränge und Storys, die das Spiel noch immersiver machten.

Es war eine Zeit von technischem Fortschritt und gleichzeitig von absoluter Bescheidenheit. Eine Zeit, die es so für mich nicht mehr geben wird.

The Elder Scrolls IV: Oblivion ist einzigartig

Doch auch bei Oblivion ist nicht alles Gold was glänzt, denn der Ableger war bekannt für unzählige Bugs, teilweise unpassende Dialoge oder die legendären, hölzernen NPC-Gesichter, die einen mit leerem Blick anstarrten nur um dann mitten im Gespräch ihren Tonfall zu wechseln. Es gab Momente, in denen ein Stadtwächter plötzlich aus dem Nichts wusste, dass du dir gerade einen Apfel in die Tasche steckst – selbst wenn du sicher warst, dass dich niemand sieht. Oder diese skurrilen Physikglitches bei denen ein besiegter Gegner meterweit durch die Luft flog. Doch genau das machte Oblivion auf eine seltsame Art charmant. Dieses „nicht perfekt“-sein ist genau das, was ich an diesem Spiel sehr liebe. Die Welt ist dadurch menschlich und greifbar.

Ein unendlich schöner Soundtrack

Wenn es eine Sache gibt, die ich hervorheben müsste, die dem Spiel eine Seele gibt, dann wäre es der fantastische, atemberaubende Soundtrack von Jeremy Soule. Tracks wie Through the Valleys, Harvest Dawn, King and Country, Wings of Kynareth oder All’s Well laufen bei mir seit nahezu 20 Jahren im Alltag. Dieser Soundtrack hat mich in all meinen Lebensphasen begleitet – von meiner Berufsschulanmeldung, bis hin zu meiner ersten großen Trennung, war der Soundtrack ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Ich erinnere mich ganz genau, wie ich mit 200 anderen Schülern morgens im abgeranzten Bus gen Schule fuhr. Die Luft roch nach billigem Deo, doch der Soundtrack auf meinem MP3-Player katapultierte mich in eine schönere, bessere Welt - die von Oblivion. Der Soundtrack begleitete mich jeden Tag – auf dem Weg zur Berufsschule, während ich von 2009 bis 2012 mein Fachabitur in Gestaltung und Design machte, und auch in meiner Mediengestalter-Ausbildung von 2012 bis 2014. Egal ob in der Bahn oder im Klassenzimmer – die Musik war immer dabei. Beim Spazieren mit meinem ehemaligen Hund Cindy († 2016) habe ich ebenfalls immer den Soundtrack gehört, sowie beim Lesen von Büchern, beim Zeichnen, oder beim Arbeiten.

Jetzt gerade – während ich das hier alles schreibe, läuft „Wings of Kynareth“ von Jeremy Soule. Doch warum ist der Soundtrack überhaupt so befriedigend? Die Faszination dieses Soundtracks liegt in seiner Fähigkeit, tiefe Emotionen zu schaffen und die majestätische Welt von Cyrodiil zum Leben zu erwecken. Soules Kompositionen zeichnen sich durch ihre melancholischen Orchestrierungen und eingängigen Melodien aus, die sowohl Abenteuerlust als auch eine tiefe Verbundenheit zur Spielwelt vermitteln. Seine Musik schafft es, den Spieler in eine immersive Atmosphäre zu ziehen, die das Erkunden und Erleben der Spielwelt intensiviert.

Tragischerweise wurde Jeremy Soule während der Komposition des Soundtracks zu Oblivion in einen Autounfall verwickelt. Dieses einschneidende Erlebnis beeinflusste seine musikalische Arbeit und führte dazu, dass er die Musik so gestaltete, dass sie „den menschlichen Zustand und die Schönheit des Lebens kommentiert“. Diese Tiefe und Reflexion sind in den Stücken deutlich spürbar und verleihen dem Soundtrack eine besondere emotionale Resonanz.

Beim Hören des Soundtracks habe ich das Gefühl, dass die Melodien schon immer da waren – auch vor der Zeit von Oblivion. Sie klingen wie ein früher, kalter Frühlingsmorgen im Wald. Gleichzeitig schafft Jeremy Soule es, dem Soundtrack auch eine mittelalterliche Atmosphäre zu verpassen, ohne mittelalterlich zu klingen. Wahnsinn.

Der für mich einzige Soundtrack, der jemals da rangekommen ist, war – wie soll es auch sonst sein – der Soundtrack von The Elder Scrolls V: Skyrim.

Willkommen im Jetzt

Heute sitze ich hier und blicke auf mein 14-jähriges-Ich zurück – dabei bin ich jetzt 32 Jahre alt.

Doch wie fühlt sich The Elder Scrolls IV: Oblivion heute an? Ich muss dazu sagen, dass ich im Jahr 2008 gar nicht mehr auf dem PC gespielt habe, sondern auf meine Xbox 360, die ich Ende 2007 zu Weihnachten bekam. Gerade als Gamerscore-Jäger waren das sehr einfache „1000 Gamerscore“. Im Grunde musste man nur das Spiel durchzocken und hatte dann alle Achievements. Ich habe die Xbox 360-Version am Silvester-Abend 2007 von Justin geschenkt bekommen, weil er endlich die „Game of the Year“-Edition mit allen Erweiterungen bekam. So konnte ich, auch wenn ich noch keinen HD-Fernseher hatte, endlich das beste Videospiel der Welt auf der besten Konsole aller Zeiten zocken.

Und das tue ich auch heute noch – auf der Xbox Series X. Dank der verbesserten Abwärtskompatibilität läuft The Elder Scrolls IV: Oblivion nun in optimierter 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde – und das sieht fantastisch aus. Auto-HDR sorgt zudem für kräftigere Farben und besseren Kontrast, wodurch die Welt noch lebendiger wirkt. Zwar gibt es keine neuen Texturen oder offiziellen Remaster-Verbesserungen, doch allein die technische Aufwertung macht das Spielerlebnis auf Konsole flüssiger und beeindruckender als je zuvor. Doch zurück zur Kernfrage: Auch heute noch hat Oblivion seinen ganz eigenen Charme. Ja, es ist technisch gealtert, und ja, viele Mechaniken wirken im Vergleich zu modernen Rollenspielen umständlich oder unausgereift. Aber genau das macht für mich den Reiz aus. Während heutige Open-World-Spiele oft mit Quest-Markern, riesigen Karten voller Symbole und einer Flut an Hilfestellungen daherkommen, fühlt sich „Oblivion“ vergleichsweise rau, ungezähmt und organisch an. Es gibt zwar auch hier eine Schnellreise-Funktion und eine Quest-Navigation, aber die Welt wirkt nicht wie ein „Abarbeiten von Checklisten“. Stattdessen lädt sie dazu ein, einfach loszuziehen und sich treiben zu lassen – sei es durch einen zufälligen Dungeon, einen geheimnisvollen Daedra-Schrein oder eine Begegnung mit einem NPC, der eine unerwartete Geschichte zu erzählen hat. Auch spielerisch hat Oblivion seine ganz eigene Note. Das Kampfsystem mag nicht so ausgereift sein wie in späteren Titeln wie Skyrim oder Elden Ring, aber es besitzt eine gewisse Leichtigkeit, die gerade für Magier- oder Schurken-Builds unglaublich viel Spaß macht. Die Mischung aus Schwertkampf, Bogenschießen und Magie fühlt sich zwar arcadiger an als in einem klassischen Action-RPG, aber genau das macht es so zugänglich und charmant. Und dann wäre da noch die Atmosphäre. Trotz veralteter Animationen und oft unfreiwillig komischer NPC-Dialoge hat Cyrodiil eine unfassbar einladende Welt: Das warme Sonnenlicht bricht durch die Baumkronen, Flüsse rauschen sanft, und die wunderbare Musik von Jeremy Soule erfüllt die Luft – ein Zusammenspiel, das eine unvergleichliche Atmosphäre aus Ruhe und Vertrautheit schafft, wie es nur wenige Spiele können.

Für mich ist Oblivion daher mehr als nur ein Klassiker. Es ist ein digitales Zuhause, eine Erinnerung an eine Zeit, in der Gaming für mich noch etwas Bescheidenes hatte. Und auch wenn ich inzwischen unzählige andere fantastische Rollenspiele gespielt habe, kehre ich doch immer wieder gerne zurück nach Cyrodiil – sei es für ein neues Abenteuer, eine nostalgische Reise oder einfach nur, um bei Sonnenuntergang auf einer Anhöhe zu stehen und den Klängen von „All’s Well“ zu lauschen.

Ein kurzer Einblick in "The Elder Scrolls IV: Oblivion"

Mein erster Eindruck

Die The Elder Scrolls-Reihe gibt es schon ziemlich lange – genauer gesagt seit 1994 – und damit ist sie nur ein Jahr jünger als ich. Doch obwohl ich als Kind in den 90er-Jahren bereits Spiele wie Duke Nukem 3D, MDK, Dark Project: Der Meisterdieb oder RollerCoaster Tycoon spielte, ging diese Reihe komplett an mir vorbei. Das lag vermutlich daran, dass der Fokus in unserem Kinderzimmer – welches ich mir mit meinen beiden Brüdern teilte, die acht und elf Jahre älter sind als ich – eher auf Konsolen-Gezocke lag.

Dementsprechend bin ich nicht nur mit dem Super Nintendo, sondern auch mit Sonys PlayStation und dem Sega Dreamcast aufgewachsen. Dadurch lernte ich viele Klassiker kennen, doch The Elder Scrolls blieb mir lange fremd. Selbst als The Elder Scrolls III: Morrowind am 1. Mai 2002 erschien, bekam ich absolut Nichts davon mit – was eventuell daran lag, dass ich zu diesem Zeitpunkt gerade einmal neun Jahre alt war.

Spulen wir die Zeit ein wenig vor – ins Jahr 2006. Die Xbox 360 sicherte sich einen festen Platz auf dem Markt und erfreute sich großer Beliebtheit und am 20. März passierte es: The Elder Scrolls IV: Oblivion erblickte das Licht der Welt. Warum genau dieses Spiel mein Leben veränderte, beleuchte ich in dieser Kolumne. Dabei will ich gar nicht jedes kleine Detail des Spiels analysieren, sondern vielmehr erklären, warum es auf mich, als jungen Videospiel-Enthusiasten, einen so massiven Einfluss hatte.

Dabei ging der neue Titel der Bethesda Game Studios zunächst komplett an mir vorbei. Erst ein Jahr später legte mein bester Kumpel Justin sich eine Xbox 360 zu und legte damit den Grundstein für meine Oblivion-Liebe. Dieser Tag begann mit einem Anruf, der in etwa so ablief:

Junge, bist du Zuhause? Weil…, Alter. Du hast wirklich absolut keine Ahnung, was hier gerade abgeht. Ich habe heute morgen das erste Mal Oblivion gestartet und komme hier gerade wirklich gar nicht klar. Die Grafik, die Welt – und was du alles machen kannst, ich checks nicht, das ist zu heftig. Ich muss gleich safe zu dir rumkommen und dir das zeigen.“, Justin klang wahnsinnig euphorisch, während er als 14 Jahre alter Metal-Head urplötzlich mit seiner Xbox 360 über den Spielplatz rannte, um sie kurzerhand bei mir am alten Röhrenfernseher anzuschließen.

Zu diesem Zeitpunkt atmeten meine Lungen PlayStation 2 und meine Aufmerksamkeit teilten sich Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty und Tony Hawk’s  Project 8. Meine Erfahrung mit der Xbox 360 war wie mein Liebesleben: Nicht vorhanden. Doch dann passierte es: Wir ballerten das Scart-Kabel in den Fernseher und starteten die Xbox 360. Plötzlich leuchtete mir der brachiale Startmenü-Screen ins Gesicht, während die imposanten Klänge von Jeremy Soule in die Ohren schleuderten.

Als Justin dann auf „Fortsetzen“ klickte, konnte ich meinen eigenen Augen nicht trauen. Eine unendliche Weite. Die Kamera schwenkte langsam über eine hügelige Landschaft, das Sonnenlicht brach sich an den Baumkronen, während ein sanfter Wind durch die Gräser strich. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Diese Welt war nicht einfach nur ein statischer Hintergrund wie in vielen anderen Spielen – sie lebte, atmete und wirkte greifbar. Ich saß einfach nur da, mit offenem Mund, während Justin seinen Charakter durch die weiten Felder Cyrodiils bewegte. Es war das erste Mal, dass ich bewusst mit den Möglichkeiten der Shader 3.0-Technologie konfrontiert wurde. In der PlayStation 2-Ära waren Texturen oft flach, Lichtberechnungen simpel und Wasseroberflächen wirkten statisch. Aber hier? Hier reflektierte jede Welle des Wassers das Licht realistisch, die Tiefenwirkung durch Normal-Mapping ließ Felsen und Rüstungen plastisch wirken, und das Bump-Mapping verstärkte kleinste Details in Holz, Stein und Metall. Besonders krass war das Licht. Die High Dynamic Range (HDR) Lighting-Effekte sorgten dafür, dass Sonnenstrahlen nicht einfach nur helle Flecken waren – sie blendeten tatsächlich, wenn man aus einem dunklen Dungeon heraus ins Freie trat. Die Welt hatte plötzlich Tiefe, Kontrast und eine Atmosphäre, die ich so noch nie erlebt hatte. Ich wusste sofort, dass ich in diese Welt eintauchen will. Bis ich es selbst spielen konnte, sollte es allerdings noch ein bisschen dauern.

Mein eigenes „The Elder Scrolls IV: Oblivion“

Zeitsprung. 2007 wurde ich endlich 14 Jahre alt. Die Welt gehörte mir - Oblivion allerdings noch nicht. Und weil ich Bock auf einen eigenen „Gaming-PC“ hatte, hatte ich auch Bock auf (m)eine Konfirmation. Das erklärte Ziel: Konfirmationsunterricht hinter mich bringen, den lieben Gott huldigen, Konfirmation feiern und durch meinen exorbitant großen Verwandtenkreis genug Konfirmationsgeld einsacken, um mir endlich einen PC zu kaufen. An der Stelle: Danke, Jesus. Der PC, haltet eure Schlüpfer fest, hatte saftige 1 GB Arbeitsspeicher, eine GeForce 7600GT und einen Dual-Core-Prozessor. Das heißt, dass Einsteigerhandys vom Discounter heute mehr können als das Prachtstück damals. Aber egal, denn dieser PC war mein Ein und Alles, mein Fahrschein zum Oblivion-Glück.

Dementsprechend saß ich in meinem warmen Zimmer. Ich muss dazu sagen, dass 2007 das Jahr war, wo meine beiden Brüder nicht mehr bei uns gewohnt haben und ich das erste Mal behaupten konnte: Ich habe mein eigenes Kinderzimmer – und meinen eigenen PC.

Was hatten Sommer-Ferien und die Zeugen Jehovas gemein? Beide standen vor der Tür. Im Gegensatz zu den Zeugen waren die Sommer-Ferien gern gesehene Gäste. Lasst uns daher folgende mathematische Formel durchgehen: Eigenes Kinderzimmer + eigener PC + The Elder Scrolls IV: Oblivion + Sommer-Ferien = Glücklicher Christopher.

Ab sofort spielte sich mein Leben in 1280x1024 Pixeln auf meinem Flatscreen-Monitor ab. Es hieß: Alle Regler hoch, butterweiche 60 Bilder pro Sekunde und auf nach Tamriel  – meine neue Heimat! Ich startete ein neues Spiel und wurde direkt in den düsteren, modrigen Kerker der Kaiserstadt geworfen. Das Rauschen des Wassers in den Kanalisationen, das leise Tropfen irgendwo in der Dunkelheit – alles wirkte so unerforscht und atmosphärisch. Und dann das Charakter-Menü: Noch nie hatte ich so viele Möglichkeiten meinen virtuelles Ebenbild zu schaffen. Ich nahm mir Zeit, feilte an jedem Detail, wählte das Volk, die Klasse, das Sternzeichen – das alles fühlte sich nicht wie ein simpler „Start“-Button an, sondern wie der Beginn einer echten Reise. Kaiser Uriel Septim VII. besuchte mich in der Gefangenenzelle und von Sekunde Eins versank ich in dieser prächtigen Welt. Noch immer überfährt mich Gänsehaut, wenn ich daran denke, wie ich das erste Mal den Ausgang aus der Kanalisation sah - ein Moment, der sich allen Oblivion-Spielenden sicherlich einbrannte. Die schwere Steintür öffnete sich, blendendes Sonnenlicht flutete den Tunnel, und dann stand ich da – an den Ufern des Lake Rumare. Ein sanfter Wind wehte durch die Bäume, das Wasser glitzerte unter der strahlenden Sonne, in der Ferne sah ich die gewaltige Kaiserstadt. Es war, als hätte jemand die Tür zu einer völlig neuen Dimension aufgestoßen.

Eine Zeit, die es so für mich nicht noch einmal geben kann

In den vergangenen 20 Jahren machte ich mir viele Gedanken um dieses Spiel. Warum zeigte mein Spielstand Eintausendzweihundertsechsundsiebzig Stunden und Vierunddreißig Minuten an? Warum habe ich sieben Wochen lang nicht geduscht, nur um nerviges Nirnwurz zu sammeln? Warum schreibe ich gerade einen über 2700-Wörter-Blog-Beitrag für radionukular.de? Die Antwort scheint simpel: Videospiele waren unschuldiger und der technische Sprung von Titel zu Titel relevanter. Wir reden von einer Zeit, in der die neuesten Veröffentlichungen nicht nur einen Klick entfernt waren, sondern mühsam von CD installiert werden mussten. Es gab – zumindest für mich – noch keinen Einblick in Wertungen oder Tests. Ich wusste nicht, welche Spiele „Must-Plays“ waren oder welche von der Presse zerrissen wurden. Es galt: Bauchgefühl, Empfehlung von Freunden oder geiles Cover. Mehr Kriterien wären verschwendete Lebenszeit. Es war eine Zeit, in der Gaming für viele noch ein Hobby war, das nicht von Trends oder Metascores dominiert wurde. Heute kann ich mir kaum vorstellen, ein Spiel zu kaufen, ohne vorher unzählige Reviews, Reddit-Diskussionen oder technische Analysen zu durchforsten. Aber damals? Damals ließ ich mich einfach auf ein Spiel ein, ohne Erwartungen, ohne den ständigen Vergleich mit anderen Titeln. Und versteht mich an der Stelle bitte nicht falsch: Ich liebe heutzutage wirklich fast alles an Videospielen – ich würde sogar fast behaupten, dass Videospiele selten so gut waren, wie sie es heute sind, wenn ich an Titel denke wie Elden Ring, Baldur’s Gate 3, The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom oder Astro Bot. Doch für mich, für meine eigene kleine Welt und mein 14-jähriges Dasein war The Elder Scrolls IV: Oblivion eine ganz eigene, sehr persönliche Erfahrung.

Das Spiel erinnert mich immer daran, wie ich abends in meinem Kinderzimmer vor dem PC saß, während draußen in der Siedlung, in der meine Eltern heute noch wohnen, um 17:30 Uhr an einem Sommerabend ein paar Kinder auf dem Spielplatz Fußball spielten und der Duft von Gegrilltem in der Luft lag. Mein Fenster stand offen, doch das Rollo war zur Hälfte heruntergelassen. Gleichzeitig leuchtete ein wahnsinnig gemütliches, warmes Licht in meinem Zimmer. Währenddessen war mein Vater unterwegs, um noch ein paar Einkäufe zu erledigen, unterdessen bereitete meine Mutter langsam das Abendessen zu – wie immer samstags gab es bei uns Pommes und Schnitzel. Diese ganze Konstellation fühlte sich einfach unfassbar vertraut an.

Jetzt fehlte nur noch eine Schachtel Pringles und ein ganzer verdammter Liter Cola und ich war der glücklichste Junge in ganz Dortmund. Ich saß also ganz nah an meinem Monitor und reitete mit meinem Pferd durch Cyrodiil, während ich zu Beginn gar nicht wusste, was ich zuerst machte, doch Justin hat mir immer gesagt: „Junge, wenn du das Spiel anfängst, lass die Hauptquest am besten erst liegen und mach irgendeine „Gilde“, weil das Spiel zwingt dich quasi nicht, instant die Hauptquest anzufangen und das ist halt ultra geil einfach“.

Das Besondere an The Elder Scrolls IV: Oblivion war, dass man verschiedenen Gilden beitreten konnte, die jeweils eigene Questreihen und Belohnungen boten. Die Kämpfergilde war ideal für Söldner und Krieger, während die Magiergilde angehenden Zauberern Zugang zur Arkanen Universität verschaffte. Die Diebesgilde operierte im Verborgenen und bot lukrative Heist-Missionen, während die Dunkle Bruderschaft eine düstere, aber fesselnde Geschichte rund um Assassinen erzählte. Jede Gilde hatte ihre eigenen Regeln, Ränge und Storys, die das Spiel noch immersiver machten.

Es war eine Zeit von technischem Fortschritt und gleichzeitig von absoluter Bescheidenheit. Eine Zeit, die es so für mich nicht mehr geben wird.

The Elder Scrolls IV: Oblivion ist einzigartig

Doch auch bei Oblivion ist nicht alles Gold was glänzt, denn der Ableger war bekannt für unzählige Bugs, teilweise unpassende Dialoge oder die legendären, hölzernen NPC-Gesichter, die einen mit leerem Blick anstarrten nur um dann mitten im Gespräch ihren Tonfall zu wechseln. Es gab Momente, in denen ein Stadtwächter plötzlich aus dem Nichts wusste, dass du dir gerade einen Apfel in die Tasche steckst – selbst wenn du sicher warst, dass dich niemand sieht. Oder diese skurrilen Physikglitches bei denen ein besiegter Gegner meterweit durch die Luft flog. Doch genau das machte Oblivion auf eine seltsame Art charmant. Dieses „nicht perfekt“-sein ist genau das, was ich an diesem Spiel sehr liebe. Die Welt ist dadurch menschlich und greifbar.

Ein unendlich schöner Soundtrack

Wenn es eine Sache gibt, die ich hervorheben müsste, die dem Spiel eine Seele gibt, dann wäre es der fantastische, atemberaubende Soundtrack von Jeremy Soule. Tracks wie Through the Valleys, Harvest Dawn, King and Country, Wings of Kynareth oder All’s Well laufen bei mir seit nahezu 20 Jahren im Alltag. Dieser Soundtrack hat mich in all meinen Lebensphasen begleitet – von meiner Berufsschulanmeldung, bis hin zu meiner ersten großen Trennung, war der Soundtrack ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Ich erinnere mich ganz genau, wie ich mit 200 anderen Schülern morgens im abgeranzten Bus gen Schule fuhr. Die Luft roch nach billigem Deo, doch der Soundtrack auf meinem MP3-Player katapultierte mich in eine schönere, bessere Welt - die von Oblivion. Der Soundtrack begleitete mich jeden Tag – auf dem Weg zur Berufsschule, während ich von 2009 bis 2012 mein Fachabitur in Gestaltung und Design machte, und auch in meiner Mediengestalter-Ausbildung von 2012 bis 2014. Egal ob in der Bahn oder im Klassenzimmer – die Musik war immer dabei. Beim Spazieren mit meinem ehemaligen Hund Cindy († 2016) habe ich ebenfalls immer den Soundtrack gehört, sowie beim Lesen von Büchern, beim Zeichnen, oder beim Arbeiten.

Jetzt gerade – während ich das hier alles schreibe, läuft „Wings of Kynareth“ von Jeremy Soule. Doch warum ist der Soundtrack überhaupt so befriedigend? Die Faszination dieses Soundtracks liegt in seiner Fähigkeit, tiefe Emotionen zu schaffen und die majestätische Welt von Cyrodiil zum Leben zu erwecken. Soules Kompositionen zeichnen sich durch ihre melancholischen Orchestrierungen und eingängigen Melodien aus, die sowohl Abenteuerlust als auch eine tiefe Verbundenheit zur Spielwelt vermitteln. Seine Musik schafft es, den Spieler in eine immersive Atmosphäre zu ziehen, die das Erkunden und Erleben der Spielwelt intensiviert.

Tragischerweise wurde Jeremy Soule während der Komposition des Soundtracks zu Oblivion in einen Autounfall verwickelt. Dieses einschneidende Erlebnis beeinflusste seine musikalische Arbeit und führte dazu, dass er die Musik so gestaltete, dass sie „den menschlichen Zustand und die Schönheit des Lebens kommentiert“. Diese Tiefe und Reflexion sind in den Stücken deutlich spürbar und verleihen dem Soundtrack eine besondere emotionale Resonanz.

Beim Hören des Soundtracks habe ich das Gefühl, dass die Melodien schon immer da waren – auch vor der Zeit von Oblivion. Sie klingen wie ein früher, kalter Frühlingsmorgen im Wald. Gleichzeitig schafft Jeremy Soule es, dem Soundtrack auch eine mittelalterliche Atmosphäre zu verpassen, ohne mittelalterlich zu klingen. Wahnsinn.

Der für mich einzige Soundtrack, der jemals da rangekommen ist, war – wie soll es auch sonst sein – der Soundtrack von The Elder Scrolls V: Skyrim.

Willkommen im Jetzt

Heute sitze ich hier und blicke auf mein 14-jähriges-Ich zurück – dabei bin ich jetzt 32 Jahre alt.

Doch wie fühlt sich The Elder Scrolls IV: Oblivion heute an? Ich muss dazu sagen, dass ich im Jahr 2008 gar nicht mehr auf dem PC gespielt habe, sondern auf meine Xbox 360, die ich Ende 2007 zu Weihnachten bekam. Gerade als Gamerscore-Jäger waren das sehr einfache „1000 Gamerscore“. Im Grunde musste man nur das Spiel durchzocken und hatte dann alle Achievements. Ich habe die Xbox 360-Version am Silvester-Abend 2007 von Justin geschenkt bekommen, weil er endlich die „Game of the Year“-Edition mit allen Erweiterungen bekam. So konnte ich, auch wenn ich noch keinen HD-Fernseher hatte, endlich das beste Videospiel der Welt auf der besten Konsole aller Zeiten zocken.

Und das tue ich auch heute noch – auf der Xbox Series X. Dank der verbesserten Abwärtskompatibilität läuft The Elder Scrolls IV: Oblivion nun in optimierter 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde – und das sieht fantastisch aus. Auto-HDR sorgt zudem für kräftigere Farben und besseren Kontrast, wodurch die Welt noch lebendiger wirkt. Zwar gibt es keine neuen Texturen oder offiziellen Remaster-Verbesserungen, doch allein die technische Aufwertung macht das Spielerlebnis auf Konsole flüssiger und beeindruckender als je zuvor. Doch zurück zur Kernfrage: Auch heute noch hat Oblivion seinen ganz eigenen Charme. Ja, es ist technisch gealtert, und ja, viele Mechaniken wirken im Vergleich zu modernen Rollenspielen umständlich oder unausgereift. Aber genau das macht für mich den Reiz aus. Während heutige Open-World-Spiele oft mit Quest-Markern, riesigen Karten voller Symbole und einer Flut an Hilfestellungen daherkommen, fühlt sich „Oblivion“ vergleichsweise rau, ungezähmt und organisch an. Es gibt zwar auch hier eine Schnellreise-Funktion und eine Quest-Navigation, aber die Welt wirkt nicht wie ein „Abarbeiten von Checklisten“. Stattdessen lädt sie dazu ein, einfach loszuziehen und sich treiben zu lassen – sei es durch einen zufälligen Dungeon, einen geheimnisvollen Daedra-Schrein oder eine Begegnung mit einem NPC, der eine unerwartete Geschichte zu erzählen hat. Auch spielerisch hat Oblivion seine ganz eigene Note. Das Kampfsystem mag nicht so ausgereift sein wie in späteren Titeln wie Skyrim oder Elden Ring, aber es besitzt eine gewisse Leichtigkeit, die gerade für Magier- oder Schurken-Builds unglaublich viel Spaß macht. Die Mischung aus Schwertkampf, Bogenschießen und Magie fühlt sich zwar arcadiger an als in einem klassischen Action-RPG, aber genau das macht es so zugänglich und charmant. Und dann wäre da noch die Atmosphäre. Trotz veralteter Animationen und oft unfreiwillig komischer NPC-Dialoge hat Cyrodiil eine unfassbar einladende Welt: Das warme Sonnenlicht bricht durch die Baumkronen, Flüsse rauschen sanft, und die wunderbare Musik von Jeremy Soule erfüllt die Luft – ein Zusammenspiel, das eine unvergleichliche Atmosphäre aus Ruhe und Vertrautheit schafft, wie es nur wenige Spiele können.

Für mich ist Oblivion daher mehr als nur ein Klassiker. Es ist ein digitales Zuhause, eine Erinnerung an eine Zeit, in der Gaming für mich noch etwas Bescheidenes hatte. Und auch wenn ich inzwischen unzählige andere fantastische Rollenspiele gespielt habe, kehre ich doch immer wieder gerne zurück nach Cyrodiil – sei es für ein neues Abenteuer, eine nostalgische Reise oder einfach nur, um bei Sonnenuntergang auf einer Anhöhe zu stehen und den Klängen von „All’s Well“ zu lauschen.

Geballtes Wissen von:
Christopher
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